26.3.21

Relaisfunk 2m - die Schande des Amateurfunks?

Amateurfunk. Ein technisches Hobby. Großartig, um Neues zu lernen, die Völkerverständigung voran zu treiben, oder auch einfach um ein paar Stunden Zeit damit totzuschlagen, vergnügt "über die Bänder zu drehen" und zu lauschen. Man darf Geräte bauen und betreiben, und lernt viele interessante Persönlichkeiten kennen. Amateurfunk erhält alte Kulturtechniken wie das Morsen, und sei es nur, weil es eine coole Betriebsart ist. Menschen jeden Alters, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder "Stand" kommen ins Gespräch und sind vernetzt. Sogar Sport ist möglich, sei es über Fuchsjagden (nein, keine Tierquälerei, man sucht im Gelände einen versteckten Sender) oder Conteste.

Tja.

Und dann gibt es den Relaisfunk. Wie so oft im Leben, war auch das mal eine gute Idee. War. Ursprünglich ging es darum, dass man mit wenig Aufwand mobile und portable Stationen, aber auch Feststationen, miteinander in Verbindung bringt. Ein Amateurfunkrelais ist - kurzgefasst - ein Sender, der irgendwo da steht wo er "weit kommt". Man funkt auf einer Frequenz "hinein" und es kommt versetzt auf einer anderen Frequenz wieder raus. Das ist praktisch, einfach zu machen und so ziemlich jeder kann das. Mit geringer Leistung ist man so in einem großen Umkreis zu hören. Es ist eine der am wenigsten aufwändigen Formen des Amateurfunks. Und da liegt auch ein Teil des Problems.

Aktuell ist Relaisbetrieb eher akustische Folter als Amateurfunkgenuss. Die Relais verkommen immer mehr zu Orten sinnlosen Gelabers, die Unhöflichkeiten nehmen zu, Nichtwissen wird groß zur Schau gestellt und Freundlichkeit und Völkerverständigung ist dort kein Thema mehr. Gerade eben durfte ich auf einem Relais im Südwesten ein Gespräch "genießen", bei dem es um die "Sesselfurzer in der Politik", die "Lemminge, die Masken überall tragen" und andere feine Sachen ging. Eigentlich haben die Funkamateure einen Verhaltenskodex, den sogenannten Ham-Spirit, der u.a. Gespräche über Politik und Religion verpönt (da man seit Menschengedenken gelernt hat, dass dies zwei Klassiker sind, um sich richtig in die Haare zu bekommen).
Ihr denkt, Dummheit und Arroganz ist ein Fachgebiet der Covidioten auf Twitter? Au contraire. Die ganzen drolligen Themen finden sich auch im Amateurfunk. Merkelhass (ja, Hass), Maskenverweigerung, Coronaleugnung, Impfgegnerschaft gepaart mit Frauenfeindlichkeit, teilweise offen rechten Themen (seltsamerweise keine linksradikalen Spinnereien) finden sich ständig.
Geht es mal nicht mit Hass zur Sache, dann mit Unkenntnis. Der eine OVV findet den Lautstärkeregler an der TS-50 nicht (ein Funkgerät mit deutlich gekennzeichneten Bedienelementen; das wäre so, als würde man auf dem Smartphone den Bildschirm nicht finden), der nächste OM faselt auf die in einem technischen Hobby durchaus verständlichen Frage nach den Daten und Parametern seiner Anlage, dass seine Antenne "eine große Antenne ist. Groß. Und sie war teuer. Da kann ich ja erwarten dass sie alles kann". Hui, da spricht Fachkenntnis. Wer hat nicht schon mal bei einem Arzt nachgefragt, welche Art von Krankheit man habe, und die Antwort war "eine schlimme. Die wird teuer." Damit wir uns mal über das Niveau einig werden.
Läuft so ein Gespräch, dann kann man sicher sein: nach kurzer Zeit erscheinen die allgegenwärtigen Störer und spielen von Rülpsern über Nazimärsche alles, was man nicht braucht. Das Drama hat seinen Höhepunkt erreicht, die vorher lallenden Funker schimpfen auf den Störer, der wiederum zur Höchstform aufläuft und noch mehr stört. Ein dance makabre der unedlen Art.

Wie konnte das soweit kommen? Wie wurden aus den Relais, einst die große Verbindung im Amateurfunk, ein Ort des Elends werden und eine Möglichkeit, potentielle neue Adepten erfolgreich zu vergraulen?

Ich kann es nicht genau sagen. War es das immer stärkere Absenken der Anforderungen an den Amateurfunk? Ist es die Überalterung? Vermutlich gibt es keine pauschale, eindeutige Antwort, warum gerade der 2m-Relaisfunk zur Schande des Amateurfunks verkommen ist.  Fakt ist - hier im Südwesten gibt es kein (!) Relais auf 2m, das nicht mehr oder minder betroffen wäre. War es früher sinnvoll, noch ein schönes 2m-FM-Gerät im Auto zu haben, ist es heute eher hinderlich und ein Quell für hohen Blutdruck. Sehr schade. Was hätte man daraus machen können. Was war es einmal gewesen. Aber so ist es ein Spielplatz für meist alte, erstarrte Männer, die sich über wenig erbauliches in respektlosem Ton austauschen, in ihrer Bubbel bleiben wollen und Neueinsteiger, die ihnen nicht nach dem Mund reden wollen, vergraulen. Und teilweise betrunken herumfunken wie die Bürstenbinder. Die verbliebenen, wenigen rühmlichen Ausnahmen werden weniger oder wandern in DRM und Co. ab. Ich gehe davon aus, dass eine Besserung nicht möglich ist.

Der Herr bewahre uns von einer K-Lizenz. Das würde alles nur noch verschlimmern. Lasst die 2m Relais in Frieden ruhen und langsam sterben, bis auch der letzte Betreiber verzweifelt aufgibt und die Dinger, die dann nur noch Strom und Nerven kosten, endlich abschaltet. 

Und dann ist Frieden. 

Und durch die Dummheit der Menschen wieder etwas verschwunden, was einmal großartig begonnen hat. Schade. Aber wohl nicht zu ändern.

15.3.21

Meine Corona Brand-Mail an die Regierung von Rheinland-Pfalz

 Sehr geehrte Damen und Herren,


Ich habe den Eindruck, dass aktuell zu viele Dinge schief laufen. Auf Grund der Angst, zugeben zu müssen, dass jede medizinische Behandlung Risiken birgt, wird die Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca gestoppt, die Impfung durch Hausärzte verzögert. Zwar mag RLP im Vergleich der anderen Bundesländer ähnlich schnell impfen, aber ein Vergleich unter lauter langsamen Spielern ist nicht sinnvoll.

Gleichzeitig wird weiter auf der Öffnung der Schulen bestanden, wobei hier die gleichwohl viel größere und konkretere Gefahr der Ausbreitung missachtet wird. Ich betrachte das als grobe Fehlsteuerung.

Auch wenn die Landtagswahl gerade erst vorbei ist, bitte ich sie, jetzt nicht Zeit mit Koalitionsverhandlungen zu verschwenden, sondern auch mit aller Energie der Pandemiebekämpfung zu widmen. Tun sie alles, um das Impftempo mindestens zu verzwanzigfachen. Setzen sie sich ein für die schnellstmögliche Wiederverwendung des AZ Impfstoffs für Erst- und Zweitimpfungen. Sorgen sie dafür, dass die Haus- und Betriebsärzte, die dies möchten, noch im März als aktive Partner in den Impfplan eingebunden werden. Schließen sie die Schulen, investieren in digitale Schulinfrastruktur statt nur davon zu reden, und helfen sie insbesondere alleinerziehenden Menschen dabei, dies umsetzen zu können.


Mit freundlichen Grüßen

Herr DLZ



27.11.19

Herr Biedermeier (19. Jhd.)

Schau, dort spaziert Herr Biedermeier,
Und seine Frau, den Sohn am Arm;
Sein Tritt ist sachte wie auf Eier,
Sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.
Das ist ein Bürger hochgeachtet,
Der geistlich spricht und weltlich trachtet;
Er wohnt in jenem schönen Haus
Und – leiht sein Geld auf Wucher aus.

Regierlich stimmt er bei den Wahlen,
Denn er missbilligt allen Streit;
Obwohl kein Freund vom Steuerzahlen,
Verehrt er sehr die Obrigkeit.
Aufs Rathaus und vor Amt gerufen,
Zieht er den Hut schon auf den Stufen;
Dann aber geht er stolz nach Haus
Und – leiht sein Geld auf Wucher aus.

Am Sonntag in der Kirche fehlen,
Das wäre gegen Christenpflicht;
Da holt er Labung seiner Seelen –
Und schlummert, wenn der Pfarrer spricht.
Das führt ihn lieblich bis zum Segen,
Den nimmt der Wackre fromm entgegen.
Dann geht er ganz erbaut nach Haus
Und – leiht sein Geld auf Wucher aus.

Ach! Wandrer, die gen Westen streben!
Wie rühret ihre Not sein Herz!
Wohl sieht er sammeln, doch zu geben,
Vergisst er ganz in seinem Schmerz.
»Ihr Schicksal ruht in Gottes Händen!«
Spricht er – dann geht er auszupfänden,
Nimmt einem Schuldner Hof und Haus
Und – leiht sein Geld auf Wucher aus.

Den einz’gen, hoffnungsvollen Sprossen –
Denn mehr, das wäre Überfluss –
Den hält er klösterlich verschlossen:
Die Sünde stammt ja vom Genus.
Die Mutter führt ihr Küchlein sittig
Wie eine Henne unterm Fittig;
Sie sorgt für strenge Zucht im Haus
Und – leiht ihr Geld auf Wucher aus.

O edles Haus! o feine Sitten!
Wo jedes Gift im Keim erstickt,
Wo nur gepflegt wird und gelitten,
Was gern sich duckt und wohl sich schickt.
O fromme Bildung! Glaubensblüte,
dass der Besitz dich heg’ und hüte! –
Respekt muss sein in Staat und Haus:
Sonst – geht dem Geld der Wucher aus


Text: Ludwig Pfau (1847)

Relaisfunk 2m - die Schande des Amateurfunks?

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